HFDT Brown-Bag Forum mit Martina Heßler
Montag, 5. Juni um 13.30 Uhr: Die Veranstaltung findet hybrid statt, im HFDT-Raum, IDea_Lab, Leechgasse 34, Keller, 8010 Graz oder https://unimeet.uni-graz.at/b/wur-6vg-d8o-2xr.
Abstract
Technisches Versagen, Unfälle oder Störfälle wurden innerhalb der kulturwissenschaftlichen Technikforschung in der Regel als „dunkle Seite“ des Fortschritts interpretiert, als etwas, was plötzlich und unerwartet das reibungslose Funktionieren von Technik unterbricht. Auch wenn dabei bereits klar war, dass die Möglichkeit des Unfalls und des Versagens untrennbar mit Technik verbunden ist, so galten Unfälle oder Nichtfunktionieren als die Ausnahme.
Erstaunlicherweise fehlt eine Geschichte technischer Fehler, die bis an die Gegenwart reicht. Diese würde etwas in den Blick bringen, was Technikentwickler.innen nicht erklärt werden muss, was jedoch in einer breiten Öffentlichkeit nicht gleichermaßen präsent ist. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, im Kontext von Mikroelektronik, Digitalisierung und KI sowie einer zunehmend komplexer werdenden Technik, wurden technische Fehler „normal“. Damit einher geht eine neue Fehlerkultur, die es in ihrer historischen Entwicklung und ihrer Bedeutung für die Gegenwart, genauer zu erforschen gilt. Dabei gilt es nicht nur, wie es beispielsweise bislang vor allem in den Arbeitswissenschaften / Arbeitspsychologie der Fall ist, die Fehler der Nutzer.innen in der Interaktion mit digitaler Technik in den Blick zu nehmen, sondern auch die Fehlerkultur der Entwickler.innen digitaler Technologien.
Vortragende
Prof. Dr. Martina Heßler ist Professorin für Technikgeschichte an der TU Darmstadt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Wandel von Mensch-Maschinen-Verhältnissen, der Geschichte der Digitalisierung und der Geschichte von Fehlern. Des Weiteren beschäftigt sie sich mit Technikemotionen. Zurzeit arbeitet sie an einem Buch zur Geschichte der Figur fehlerhafter Menschen.